Wir starten unser Forschungsblog am Institut für Sozioökonomie. Aus diesem Anlass ein paar einleitende Worte aus der Redaktion zu Selbstverständnis, Format und Inhalten.
iebe Leser*innen,
die großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit, allen voran Klimawandel und Ungleichheit, können ohne ein grundlegendes Nachdenken über ökonomische Zusammenhänge weder ausreichend verstanden, noch nachhaltig bewältigt werden. Auch damit verbundene Themenfelder wie die Folgen der Globalisierung, die Handlungsfähigkeit des Staates, die Zukunft von Wohlfahrtsstaatlichkeit oder eine sich wandelnden Arbeitswelt berühren Aspekte des Wirtschaftens, die erst zufriedenstellend analysiert werden können, wenn sie „Wirtschaft“ und „Wirtschaften“ als eine Realität betrachten, die historisch gewachsen ist und die institutionell, kulturell, sozial und politisch geprägt ist.
Interesse an Ökonomie: Von den Herausforderungen her denken und im Kontext betrachten
Diese großen Herausforderungen und Fragen unserer Gegenwart sind es, die uns am Institut für Sozioökonomie zu Forschung und Lehre inspirieren. Wir gehen von einem gesellschaftlichen Auftrag an sozialwissenschaftliche Forschung und Lehre aus, einen Beitrag zur Lösung solch drängender Probleme zu leisten.
Dabei ist unser sozioökonomischer Ansatz in seinem Verständnis als ökonomische Wissenschaft zugleich bescheidener und breiter gefasst als an vielen anderen Standorten.
Bescheidener ist unser Ansatz insofern, als wir gegenstandsbezogene und anwendungsorientierte Forschung und Lehre betreiben, die versucht, konkrete Fragen zu wirtschaftlichen Vorgängen zu beantworten, statt eine bestimmte ökonomische Theorie auf alle menschlichen Lebensbereiche auszuweiten.
Zugleich aber ist unser Ansatz breiter, indem er Wirtschaft und Wirtschaften als komplexe soziale Realitäten versteht. Wir sind somit um eine pluralistische Herangehensweise in der Theorie- und Methodenwahl bemüht und dabei auch offen für Ansätze und Erkenntnisse aus angrenzenden Nachbardisziplinen wie Politikwissenschaft, Soziologie, Sozialpsychologie, Geschichtswissenschaft oder Rechtswissenschaft.
Aus der schulischen sozialwissenschaftlichen Bildung haben wir uns das Kontroversitätsgebot angeeignet, wobei wir Kontroversität und das Anerkennen unterschiedlicher Perspektiven auf einen Gegenstand nicht als Beliebigkeit, sondern als eine Ressource verstehen, die hilft, den eigenen Blick kritisch zu schärfen und die Ambiguität sozialer Realität anzuerkennen.
Wir sind überzeugt: Gerade Sozial- und Wirtschaftswissenschaften sind als wissenschaftliche Felder gut beraten, sich ihrer erkenntnistheoretischen Grenzen bewusst zu sein und stets die Zwänge des eigenen Denkstils zu reflektieren. Das ist aus unserer Sicht weder Nihilismus noch ein „anything goes“, sondern eine Haltung, die hilft, sich pragmatisch auf die wesentlichen Fragen zu besinnen und undogmatisch und mit den jeweils geeignetsten Methoden nach Antworten zu streben.
Unser sozioökonomisches Programm in Duisburg: Anwendungsorientierung, Pluralität und Interdisziplinarität
Genau dies ist das Programm der Sozioökonomie, wie wir sie in Duisburg verstehen: Sie ist anwendungsorientiert oder auch „gegenstandsbezogen“ – also in ihrem Interesse auf konkrete gesellschaftliche Herausforderungen gerichtet, und zugleich durch methodischen, theoretischen und fachlichen Pluralismus und Offenheit geprägt.
Dieses Programm leitet uns in Forschung und Lehre am Institut für Sozioökonomie. Es spiegelt sich im Curriculum unseres Masterstudiengangs und in Lehr- und Lernressourcen, die bei uns entstehen. Und es zeigt sich in den Forschungsinteressen und Methoden unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Das ifsoblog: zentrale Plattform für Wissenstransfer aus unserem Institut
Das ifsoblog – das Forschungsblog des Instituts für Sozioökonomie an der Universität Duisburg-Essen – ist dabei die zentrale Plattform für Wissenstransfer aus unserem Institut. Hier bündeln wir Ressourcen, die unterschiedlichen Zielgruppen Forschungsbefunde und Wissensbestände vermitteln sollen. Und hier stellen wir fortan in verständlicher und zugänglicher Form Notizen aus unserer Forschung und Lehre zur Verfügung.
Das Herzstück sind dabei die Blogbeiträge unserer Forscher*innen, in denen sie eigene (Zwischen)-Ergebnisse zusammenfassen, wichtige Meilensteine ihrer Literaturauswertungen teilen oder auch Eindrücke von Forschungsreisen und Konferenzen schildern. Dabei haben sowohl publizierte oder publikationsreife Inhalte ihren Platz, wie vorläufigere Ideen oder beiläufige Beobachteungen. Gerade für letztere fehlt in der Wissenschaft häufig Raum, um sie über interne Kolloquien und Workshops hinaus einem größeren Publikum zugänglich zu machen. In allen Fällen ist uns dabei besonders wichtig, dass auch Fachfremde die Relevanz der Forschung, Wissensbestände und Fachkontroversen erkennen können.
Die Autoren
Julian Bank ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozioökonomie und Herausgeber des Blogs Verteilungsfrage.org. Seine Schwerpunkte: Ungleichheit und Verteilungspolitik.
Als Institut für Sozioökonomie sind wir uns also der gesellschaftlichen Relevanz und des öffentlichen Interesses an unserer Forschung bewusst und leiten daraus unsere besondere Verantwortung ab, auch über die universitäre Lehre hinaus einen beständigen Wissenstransfer zu leisten. Zu Recht gehört diese Aktivität auch gemäß Landeshochschulgesetz zu den Aufgaben universitärer Einrichtungen. Für uns bedeutet Wissenstransfer hier im Besonderen die Übersetzungsarbeit von Fachinhalten für die interessierte Öffentlichkeit. Zu dieser zählen wir sowohl die wissenschaftliche Community und Studierende, als auch an Gruppen außerhalb der akademischen Gemeinde, wie Medienschaffende, Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Zivilgesellschaft, sozioökonomische Bildnerinnen und Bildner sowie allgemein interessierte Bürgerinnen und Bürger.
Die Inhalte stehen in aller Regel unter einer CC BY 4.0 Lizenz. Damit unterstreichen wir unseren Anspruch, dass das Wissen aus öffentlich finanzierter Wissenschaft möglichst frei zugänglich und nutzbar sein sollte.
Unsere Themen: ein starker wirtschaftspolitischer Fokus
Die Themenfelder unseres Blogs ergeben sich aus unserem Forschungs- und Lehr-Programm. Es ist entsprechend der Gegenstandsorientierung und des Anwendungsbezugs ein stark wirtschaftspolitisches Profil: So dreht sich das Themenspektrum um Arbeitswelt, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik; Ungleichheit und Verteilungspolitik; Finanzpolitik sowie Globalisierung, Entwicklung und internationale Wirtschaftspolitik. Klima und Umwelt als existentielle Grundlage allen Wirtschaftens ziehen sich sowohl als Querschnittsthema durch alle Bereiche, als auch als eigenständiger Themenbereich. Europa als entscheidender institutioneller Raum vieler wirtschaftspolitischer Fragen steht ebenfalls im Fokus.
Unsere Auftakt-Themenbereiche im Überblick
Autorinnen und Autoren des ifsoblog sind in der Regel die Wissenschaftler*innen unseres Instituts sowie ihre Kooperationspartner*innen.
Über den Twitter-Account des Instituts für Sozioökonomie sowie unseren Newsletter können Leser*innen über neuste Entwicklungen auf dem Laufenden bleiben! Wir freuen uns über Feedback und Anregungen an redaktion@ifsoblog.de.
Herzlich
Julian Bank
Julian Becker